Arbeitsbeziehung: Mud Run oder ein Staffellauf?

Der Umgang mit giftigen Substanzen ist ganz einfach: Man nehme das Sicherheitsdatenblatt, schaut sich es an und weiß sofort: Giftig beim Einatmen, gesundheitsschädigend beim Verschlucken, hautreizend oder explosiv bei Lagerung über 25 Grad Celsius etc. Dann geht man mit der Substanz unter den Abzug, nimmt entsprechende Handschuhe, Mundschutz und Schutzbrille. Die Sache läuft, wenn man keinen Fehler macht. Aber auch die Notfälle sind klar geregelt.

Der Wolf im Schafspelz

Wie man mit giftigen Kollegen umgeht, ist nicht ganz klar: Reagiert er bereits auf unsere Anwesenheit explosiv, sind es nur bestimmte Themen, die ihn reizen, ist die Laufzeit um oder ist er generell giftig? Konkurrenz belebt vielleicht das Geschäft, für eine Zusammenarbeit ist sie ein Gift!

Besonders giftig ist der „Wolf im Schafspelz“: Er zeigt sich sehr freundlich, äußerst nett und fürsorglich. Doch hinter dem Rücken verbreitet er Gerüchte, macht sich lustig über andere Kollegen, schmückt sich mit fremden Federn und nutzt ihr Vertrauen zu eigenem Vorteil aus. Wie es ihm passt und wann es ihm passt.

Frauen konkurrieren übrigens anders als Männer: Männer kämpfen offensichtlich auf Sachebene, Frauen dagegen mit verdeckten „Waffen“ mit stillen Intrigen und Mobbing auf der emotionalen Ebene. Der Wolf im Schafspelz kann dennoch sowohl weiblich, als auch männlich sein. 

Der berufliche Staffelmarathonlauf

Eine extreme Herausforderung kann eine intensive Ausschüttung von Glückshormonen bewirken („Runner’s High“, Flow-Zustand) – Die Läufer unter uns wissen wovon ich spreche. Eine gute Zusammenarbeit ist wie ein Staffellauf: Man hat mit voller Energie den eigenen Part gemacht und wartet am Ziel darauf, dass der Kollege ebenfalls das Beste aus sich gibt. Fehlt dem Partner die Motivation, wird unsere Arbeit mittelmäßig (oder gar nicht) am Ziel ankommen. Wer uns okay findet, konkurriert nicht mit uns, sondern läuft mit uns mit. Wer sich lieber nach anderen Laufpartnern umschaut, werden wir mit keinem Trick der Welt an uns binden können, egal wie gut wir laufen können. Den Staffelstab werden wir von dem Kollegen auch niemals erhalten. Womöglich verlieren wir durch das Warten auf ihn unsere Zeit, während dieser bereits auf einer Siegerehrungsparty mit einem neuen Team seinen Erfolg feiert.

Sowohl berufliche als auch private Beziehungen, die einen dazu bringen in dauerhafter Sorge zu leben, ob man sich je zusammen am gemeinsamen Erfolg erfreuen wird, sind nicht auf die Zukunft gerichtet. Dann ist der mud run alleine mit einem klaren Ziel vor Augen die bessere Option.

Eine Seidenbluse verträgt keine Kochwäsche

Bei uns in Polen sagt man „okaże sie w praniu“- wörtlich übersetzt „es zeigt sich in der Wäsche“, ob irgendwas / irgendwer uns weiterhin gut steht.

Eine heiße „Kochwäsche“ der Emotionen ist für die Beziehungen der beste Stresstest. Einfach mal sagen, was Sache ist und dann warten was passiert. Manche Arbeitsbeziehungen gehen danach wie ein Wollpullover ein, werden klein, engen noch mehr ein, kratzen unangenehm, die Konkurrenz wird noch schlimmer und die Hierarchie stärker spürbar. Wir sind froh, wenn wir dieser Person nicht begegnen: Am besten nie wieder. Andere werden von giftigen Stoffen befreit, ihre Farben erleuchten, der Stoff wird mit jeder weiteren Wäsche angenehmer und restlich von Konkurrenz befreit und sie werden zu unseren Lieblingsstücken. 

Kollegen, die wie eine Seidenbluse nur das Feinwaschmittel, keinen Trockner und kein heißes Bügeleisen vertragen, bedürfen größter Sorgfalt. Man kann versuchen, wie lange diese Seidenbluse schön bleibt. Doch wehe, dieses schöne Stück passiert zusammen mit den Handtüchern die Kochwäsche. Ein Kostüm und eine Seidenbluse sind für eine kurze Präsentation eine gute Wahl. Für den beruflichen Alltag sind jedoch die Jeans und ein Shirt viel besser geeignet.

Es gibt nur wenige Personen im beruflichen Kontext, die uns die Daumen drücken und sich über unsere Erfolge herzlich freuen können ohne den Verlust eigener Position zu fürchten. Das sind diejenigen, die dazu beitragen, uns regelmäßig ertragen und herzlich supporten, dass uns kleine oder auch größere Schritte nach vorne gelingen. Danke, dass wir immer wieder die „Wäsche waschen“ dürfen, die sich danach noch weicher anfühlt als vorher! Ich laufe gerne mit euch den Staffellauf mit, für mich seid ihr die Besten.

28. Februar 2020

Weiterführend:

Reh, S.,Tröster, C., Van Quaquebeke, N. (2018). Keeping (Future) Rivals Down. Journal of Applied Psychology, 103 (4), 399_415.