Work-Life-Blending: Verschwommene Grenzen zwischen Privat und Beruf

Manche Kollegen oder Kolleginnen würde man am liebsten auf einen Langstreckenflug mitnehmen, weil die Zeit mit ihnen einfach „im Flug“ vergeht. Man diskutiert miteinander, tauscht sich beruflich aus und lernt voneinander. Man hat den gleichen Humor, in der richtigen Dosierung, zur richtigen Zeit. Und man wird ernst, wenn die Situation es verlangt. Aber man ärgert sich auch übereinander, geht auf Abstand und findet doch wieder zusammen, weil es einfach menschlich gut zusammen passt. 

Positive Emotionen motivieren

Positive Emotionen wirken zwischenmenschlich wie Transmitter: Sie sind nicht die Folge, sondern die Voraussetzung für ein gutes Arbeitsergebnis. Das regelmäßige Erleben von positiven Emotionen (Zuversicht, Freude, Spaß, Zufriedenheit, Stolz u.v.m.) gehört zu einem gelungenen Leben dazu. Positive Emotionen sind der Treibstoff für unsere Motivation: Wir gehen gerne Tätigkeiten nach, die uns Freude machen und meiden Situationen, die negative Emotionen erzeugen. Die Basis einer guten Arbeitsbeziehung sind damit nicht nur die fachlichen, sondern auch die sozialen und emotionalen Kompetenzen der Partner.  Und wenn Sie eine Person haben, mit der Sie gut und effektiv zusammenarbeiten können und sich auf sie verlassen können, dann verdient diese Person den beruflichen „V.I.P“- Status.  

High Quality Connection

Menschen, die im Arbeitsleben engagiert und positiv gestimmt auf ein gemeinsames Ziel arbeiten, sich gegenseitig wertschätzen, fachlich austauschen, zusammenwachsen und sich stets miteinander entwickeln, pflegen eine positive Arbeitsbeziehung (High Quality Connection). Nicht zu verwechseln ist diese Art des Zusammenwirkens mit einer privaten Beziehung, denn häufig sind die Arbeitspartner unterschiedlich wie Tag und Nacht und finden im privaten Leben kaum Gemeinsamkeiten. Doch im Beruf kommunizieren Sie miteinander auf der „gleichen Wellenlänge“, auch wenn die Rollen, die sich aus der Funktion der Personen ergeben, manchmal ungleich verteilt sind. Positive Arbeitsbeziehungen sind flexibel und halten Belastungen aus: Negative Emotionen zeugen davon, dass eine (berufliche) Beziehung wichtig ist. Gleichgültigkeit bedeutet demgegenüber das „mentale Begräbnis“. Solche starke Beziehungen am Arbeitsplatz sind nicht nur eine wichtige persönliche Ressource für beide Seiten, sondern sie verbessern auch die Arbeitsqualität und die Produktivität. 

Gute private und berufliche Beziehungen stärken

Wir verbleiben häufig mehr als 40 Stunden pro Woche in unserem Job und in unserer beruflichen Rolle. Es wird zwar behauptet, dass lange Arbeitszeiten die Beziehung gefährden können, doch der Job allein setzt die Partnerschaft nicht aufs Spiel. Insbesondere dann, wenn es in einer Beziehung gut läuft, tendieren die Menschen sogar dazu, viel zu arbeiten und produktiv zu sein. Ob ein toller Job und geschäftliche Kontakte die Partnerschaft positiv beeinflussen oder ob es die gute Partnerschaft ist, die die Zufriedenheit im Job erlaubt, ist nicht relevant. Eine gute Beziehung ist der „sichere Hafen“, in den es sich dauerhaft zu investieren lohnt, damit „die Schiffe von einer langen Reise“ dort zurückkehren können. Halten Sie dem Partner den Rücken frei, dann können Sie sich auch auf seine Unterstützung verlassen. 

Eine sichere Partnerschaft erlaubt viel Freiraum, respektiert individuelle und gemeinsame Ziele und Interessen und gibt beiden Partnern Möglichkeiten zur persönlichen Entwicklung. Fehlen die Aspekte, kriselt es früher oder später in der Beziehung unabhängig von der Länge der Arbeitszeiten. Wichtig ist deshalb nicht die Anzahl der Stunden, die Sie mit Freunden, Familie, dem Partner verbringen, sondern allein wie schön und wie intensiv Sie die gemeinsame Zeit gestalten.

Privat und beruflich nicht grenzenlos

Einige Grenzen können verschwimmen, bestenfalls können sogar aus beruflichen Beziehungen gute Freundschaften entstehen, doch es gibt auch Grenzen, die sowohl im beruflichen als auch im privaten Leben nicht überschritten werden sollten. Insbesondere gilt es fair, authentisch und vertrauenswürdig zu bleiben. Denn: Vertrauen lässt sich nicht erzeugen, aber es lässt sich paradoxerweise zerstören. 

Vollständiger Fachbeitrag inkl. Quellenangaben: 

„Arbeit oder Privatleben? Warum die Grenzen verschwimmen dürfen“. AWA-Aktueller Wirtschaftsdienst für Apotheker, Ausgabe 23/2018, S. 10-11. www.dav-awa.de