Vom Googeln und Gegoogelt werden

Es gibt keine öffentlichen Apotheken mehr ohne ein elektronisches Warenwirtschaftssystem. Wenn die Software einen Fehler meldet, der PC hängt oder der Kommisionierer nicht läuft, kommt man mit der Arbeit nicht voran. Sicherlich haben Sie schon auch Tage irgendwie „durchgestanden“, weil der Server abgestürzt ist, aber am liebsten würde man die Apotheke an so einem Tag einfach schließen. Doch das wäre die einfachste und zugleich auch die schlechteste Lösung. Also was machen Sie in so einem Fall? Gibt es einen „digitalen Spezialisten“ bei Ihnen im Team? Oder schaut man einfach nach „wer Ahnung haben könnte“? 

Digitalisierung hat ein breites Wirkungsspektrum

Digitalisierung und elektronische Medien gehören einfach zum Alltag. Der digitale Markt ist nicht aufzuhalten. Zeit und Energie für Petitionen und die Hoffnung, dass der Versandhandel, E-Rezepte oder sonstige Innovationen per Gesetz unterbunden werden, ist eine Energieverschwendung und ein Kampf gegen die Windmühlen. Der technologische Fortschritt schreitet fort und die Vorteile, die wir Apothekenmitarbeiter und unsere Kunden daraus schöpfen können, sind vielfältig. Doch trotzdem stresst der Gedanke an die zunehmende Digitalisierung der Apothekenwelt. Was nun? 

Ein Rückschritt in die Vergangenheit ist nicht möglich

Bilden Sie sich lieber im Bereich Medien fort. Investieren Sie rechtzeitig Ihre Zeit dafür. So managen Sie den Stress instrumental, indem Sie lernen, mit den Stressoren umzugehen. Doch leider werden Fortbildungen im Bereich IT-Medien selten in Angriff genommen und auch selten für den Apothekenbedarf angeboten. Die Devise learning by doing ist zwar nicht schlecht, aber viele nützliche Anwendungen eines WaWi-Systems lernt man leider nicht kennen. Man beschränkt sich auf das, was man gerade braucht. Und die meisten lassen sich es einfach „nur“ vom Kollegen zeigen. So bleiben viele Funktionen, die den Alltag im HV einfacher und professioneller machen würden, einfach unentdeckt und verborgen.  

Digital Natives bringen zwar eigenes Wissen aus dem Alltag mit, doch unter den älteren Kolleginnen und Kollegen herrschen nicht selten Vorbehalte gegenüber digitalen Medien. Hilfreiche Office-Programme werden nicht genutzt, es werden 1001 Zettel per Hand geschrieben (die irgendwo dann doch verloren gehen), Dateien werden ohne ein System nach Belieben benannt und sind im PC unauffindbar. Und wenn man recherchiert, googelt man einfach (das kann der Kunde aber auch), statt wissenschaftliche Datenbanken zu nutzen. 

Und sicherlich müssen nicht alle von uns auf allen Social Media Kanälen vertreten sein, aber es ist nicht verwerflich, wenn Kollegen dort den fachlichen professionellen Austausch erfolgreich pflegen. Internet birgt Gefahren: Ja. Aber „ohne Nebenwirkung, keine Wirkung“ – auf die Indikation und die richtige Dosierung kommt es an. 

 „Influencer“-Virus ist nicht pathogen

Noch nie war eine Werbung so einfach und so günstig. Sie selbst bestimmen was und wie häufig Sie Ihre Apotheke im Netz präsentieren. Und über Social Media erreichen Sie als authentisches Apothekenteam besonders treue, junge und gesundheitsbewusste Kunden, die gerne zum „Meet & Greet“ in Ihre Apotheke kommen, um vom neusten Gesundheitstrend zu erfahren. 

Die moderne Apotheke ist mehr als die Abgabestelle für Arzneimittel. Sie ist auch ein Ort der Prävention, Gesundheitsinformation und Beratung. Vielleicht werden auch Sie zum „Health- Food- oder Beauty- Influencer“ mit „Superfood“ und spezieller Kosmetik im Sortiment? Zumindest ein Versuch wäre es wert.  

Denn: E-Health ist die Zukunft. Viele von den Digital Natives nutzen Apps, um beispielsweise Rezepte für die gesunde Ernährung oder Kosmetik zu entdecken. Das Internet wird allgemein als sehr effiziente Quelle bei der Suche nach Gesundheitsinformationen betrachtet (Rossmann et al. 2018). Präsentieren Sie also Ihr Wissen und die Kompetenzen Ihres Teams im Netz. Doch damit das E-Marketing seine Früchte trägt, muss es natürlich sowohl professionell als auch aktuell sein. 

(K)-ein pharmazeutisches Personal?

Nehmen Sie deshalb in Ihr Team auch andere Professionen als nur Pharmazeuten auf (z.B. Mediengestalter, Mediendesigner, Psychologen oder IT-Fachkräfte). Multidisziplinäre Teams haben zwar nicht mehr, dafür aber qualitativ bessere Ideen als Teams, in denen die Fachkompetenzen der Mitarbeiter vergleichbar sind. Und falls Sie denken, dass Sie als Chef sich so teure Mitarbeiter nicht leisten können, bieten Sie alternativ eine Stelle für studentische Mitarbeiter (aus dem Fachbereich Medien-, Design oder Marketing, Psychologie, Kommunikation) an.

Für die Studenten selbst bieten Sie dadurch eine Möglichkeit ihr Fachwissen praktisch anzuwenden, für Ihre Apotheke sorgen Sie „für einen frischen Wind“, viel fachliche Unterstützung und deutlich mehr Professionalität in dem jeweiligen Bereich.

Weiterführend:

Follow! Me! Now! Das Influencer-Prinzip macht Schule. Personal Magazin 2018 (07). Freiburg: Haufe-Verlag.

Rossmann, C. et al. (2018). Nutzung und Verbreitung von Gesundheitsinformationen. Ein Literaturüberblick zu theoretischen Ansätzen und empirischen Befunden. Bertelsmann Stiftung.