Personalentwicklung: E-Learning, Blended Learning, Lernen im Team

Lernen ist weder auf die Schule begrenzt noch endet es mit dem Berufsabschluss. Der rasante technologische Fortschritt sowie neue fachliche Erkenntnisse erfordern ein lebenslanges Lernen. Fort- und Weiterbildung spielen daher bei Erwachsenen eine wichtige Rolle im Berufsleben. Der Lernprozess ist komplex und zeitaufwändig: Innerhalb weniger Minuten wird ein Teil der frisch gelernten Informationen bereits vergessen. Das Neugelernte muss in regelmäßigen Abständen systematisch wiederholt werden. Das vorhandene Vorwissen wird im Lernprozess durch neue Informationen ergänzt und im Gedächtnis neu strukturiert und organisiert.

Blended Learning

Viele berufsbegleitende Fern-Studiengänge werden als blended learning angeboten: Computergestütztes Lernen wird mit klassischen Seminaren an der Universität kombiniert. So gibt es virtuelle Klassenzimmer und Labore in denen Gruppenarbeiten und Projekte erledigt werden, es werden strukturierte Chats zum Austausch angeboten, Lernplattformen (z.B. Moodle) eingerichtet und Lerngruppen gebildet etc. Es wird viel telefoniert, gemailt, gechattet, aber es werden auch Hausarbeiten, Unterlagen, Studienbriefe und Bücher ganz klassisch per Post verschickt. Die regelmäßigen Präsenzveranstaltungen und Klausuren finden weiterhin an der Universität oder auch in den regionalen Studienzentren statt. Ein sehr großer Vorteil gegenüber einer Präsenzuniversität ist, dass viele Vorlesungen und Seminare online stattfinden und auch aufgezeichnet werden und somit das Lernen (bis auf die Pflichtseminare an der Hochschule) orts- und zeitunabhängig stattfinden kann. 

Lernfähigkeit im zunehmenden Alter

Eine generelle Aussage, dass das Lernen und die Aneignung neuer Inhalte mit zunehmendem Alter schwieriger wird, lässt sich nicht bestätigen: Intelligenz und Begabung verlieren beim Lernen an Gewicht. Mit dem Alter kommen andere Faktoren dazu wie zum Beispiel das Vorwissen und Erfahrung, die das Lernen und die Lösung komplexer Aufgaben in einer Domäne positiv beeinflussen können.

Erwachsene bilden sich häufiger in Bereichen weiter, die sie interessieren oder mit denen sie sich seit längerer Zeit beschäftigen. Darüber hinaus sind sie häufig anders motiviert als Jugendliche: Sie lernen, um ihr Wissen zu erweitern (intrinsische Motivation), oder sind durch den Arbeitsplatzerhalt, eine Beförderung oder finanzielle Verbesserung (extrinsisch) motiviert.

Kann Wissen dauerhaft gespeichert werden?

Lernen wird in der einschlägigen Literatur als Veränderung im Langzeitgedächtnis definiert. Das Langzeitgedächtnis kann, zum Teil unbewusst, eine sehr große Menge an Informationen speichern. Das Arbeitsgedächtnis dagegen ist zeitlich begrenzt: Wissenschaftler sagen, dass  gehörte Informationen innerhalb 20-30 Sekunden verloren gehen, wenn sie nicht wiederholt werden. Darüber hinaus wird von Psychologen vermutet, dass nur eine geringe Menge an neuen Wissenselementen bereitgehalten werden kann. Werden die aufgenommenen Informationen nicht weiterverarbeitet (wiederholt, systematisiert), werden sie mit hoher Wahrscheinlichkeit schnell vergessen.

Regelmäßige Wiederholung

Es reicht folglich nicht aus, einen Text durchzulesen, einem Vortragenden zuzuhören oder ein Seminar zu besuchen, um Wissen zu erwerben und zu behalten. Die neuen Informationen müssen mit Vorwissen verknüpft werden, systematisch aktiv wiederholt und abgerufen werden, damit sie sich im Langzeitgedächtnis einprägen können. Ein Visualisieren und Systematisieren der Informationen durch Bilder, Akronyme (Anfangsbuchstaben wichtiger zu lernenden Begriffe) oder Mind-Maps sind nur einige der vielen Methoden, die die Verfestigung der gelernten Inhalte erleichtern.

E-Learning: Der neuer Trend in der Weiterbildung

Das Lernen mit elektronischen Medien ist zum eigenständigen Forschungsgebiet der Bildungspsychologie und -wissenschaften geworden. Umfassende Empfehlungen zur Bewertung der Qualität elektronischer Texte würden an dieser Stelle den Beitrag sprengen. Wenn Sie jedoch beim Lernen auf elektronische Medien zurückgreifen wollen, achten Sie bei der Auswahl der Lern-Programme auf die lernförderliche Gestaltung der Angebote: Ist der Text verständlich, sinnvoll gegliedert und ein roter Faden ersichtlich? Sind die Sätze darin einfach gebaut? Werden die Texte zusätzlich durch Audiokommentare, Hyperlinks mit vertiefendem Wissen oder hilfreiche Bilder ergänzt? Besteht im Rahmen des Moduls die Möglichkeit des gemeinschaftlichen Lernens in Form von Chats, Videokonferenzen, Diskussionsforen, an denen Lehrende und auch andere Lernende beteiligt sind? 

Effektives Lernen im Team

Das sogenannte Peer-Learning, also ein kooperatives Lernen im gegenseitigen Austausch, ermöglicht ein effektives Lernen im Apothekenteam. Durch den vergleichbar gleichen beruflichen Status und die gleichen Herausforderungen in einem Arbeitsteam können neue Wissensimpulse entstehen, Probleme gelöst werden und komplexe Themen im Rahmen eines Wissens-Workshops ausgearbeitet werden. Die aktive Ausarbeitung eines Themas, an dem alle Mitarbeiter beteiligt sind, schafft die Basis für eine Diskussion aus unterschiedlichen Perspektiven und bereitet das Team damit optimal auf die Kundenberatung vor.

Keiner weiß alles!

Im Berufsleben kommt es häufig weniger auf die Leistungen des Einzelnen an. Vielmehr sind eine enge Kooperation und der Austausch mit Kollegen und Kolleginnen für den Erfolg des Teams verantwortlich. Auch das Wissen über die verfügbaren Quellen und Werkzeuge auf dem Weg zur Problembewältigung stellt eine wichtige Schlüsselqualifikation dar.

Pharmazeutisches Wissen ist komplex und es kommt in der Beratung weniger darauf an, ad hoc alle einzelnen Fakten zu einem Arzneimittel oder Hilfsmittel zu wissen. Das Wissen darüber, wo und in welcher Quelle die benötigen Informationen nachgeschlagen werden können, stellt in solchen Fällen kompetentes Handeln dar.

Apothekenmitarbeiter: Spezialisten oder Generalisten?

Im medizinischen Bereich sind Spezialisierungen von Ärzten auf einem bestimmten Gebiet selbstverständlich. In der Apotheke erwarten Kunden von Apothekenmitarbeitern dagegen Expertise und eine gute, kompetente Beratung zu allen Themen. Innerhalb eines Arbeitsteams in der Apotheke sollten deshalb alle Beratungsschwerpunkte besetzt werden.

Wird eine tiefergehende Beratung zu einem Thema erwünscht, ist Expertenwissen gefragt. Ein schwerpunktmäßiger und individueller Ausbau der Kompetenzen im Team kann einen exklusiven Wettbewerbsvorteil bedeuten, die Apotheke zusätzlich professionalisieren und den Generalistenanspruch, der häufig an die Angestellten gestellt wird, abmildern.

Mein Beitrag „Lebenslanges Lernen: Methoden der Fort-und Weiterbildung.“ ist zuerst in der Zeitschrift PTA heute 18/2017 erschienen.